Stephan Hentschel und seine vegetarische Sterneküche
Der Weg ist in diesem Fall nicht unbedingt das Ziel, wobei sich das Ziel als außergewöhnlich und überraschend, überraschend gut präsentiert. Versteckt in einem Hinterhof nahe der Komischen Oper, liegt Berlins bestes vegetarisches Restaurant – ausgezeichnet mit einem Michelin-Stern und inzwischen auch Genussadresse für Menschen, die normalerweise Fleischgerichte bevorzugen: das Cookies Cream! Beim Betreten staunt mancher Besucher über die fein eingedeckten, weißen Tische, ansonsten ist schicker Industrielook angesagt.
Viel wichtiger als das Interieur ist natürlich das, was auf die Teller kommt. Vegetarische Küche vom Feinsten! In Anbetracht der nahen Oper darf man sagen, die „Diva“ hier ist männlich, trägt einen Zopf, hat lange rötliche Haare und lässt sich weder optisch noch vom Koch-Stil in irgendein Schema pressen: Stephan Hentschel. 2007 wurde er Küchenchef im damals von Heinz Gindullis – Berliner Gastronomie-Persönlichkeit – neu eröffneten Restaurant Cookies Cream. Seitdem hat er der Location erfolgreich seinen Stempel aufgedrückt.
Obwohl der gebürtige Sachse natürlich auch die Zubereitung von Fleischgerichten gelernt hat und sich selbst nicht als Vegetarier bezeichnet, kreiert er diese Küche so fantastisch, dass seit 2018 ein Michelin-Stern über dem Cookies Cream funkelt. Gault&Millau bewertet die Küche mit stolzen 16 Punkten. Dem 41-Jährigen und seinem Team geht es ausschließlich um den Geschmack, es geht darum, Lauch, Möhren, Kürbis, Kohlrabi und Co. noch das letzte Quäntchen Aroma zu entlocken, es geht darum, mit modernen Verarbeitungstechniken altes Wissen um die Produkte neu zu kreieren. „Unser Fokus liegt auf Gemüse. Vieles beziehen wir ackerfrisch aus einem Brandenburger Garten. Wir verzichten auf Pasta, Reis und Tofu. Gemüse und Kräuter behandeln wir wie in der Fleischküche, wir grillen Gemüse, garen im Salzteig, schmoren im Ofen und beizen auch“, verrät Stephan Hentschel. Den Auftakt zu einem Cookies-Cream-Menü macht zum Beispiel ein Sauerteigbaguette mit geschlagener Butter, Radieschen und Frischem aus dem Kräutergarten. Der geschmorte Kohl mit Vadouvan (indische Gewürzmischung), Ringelblume, Haselnussmalz und schwarzem Knoblauch ist ebenso lecker wie die Austernpilze mit Pfifferlingen oder zum süßen Abschluss das Aprikosen-Safraneis, dem Kürbiskernöl die kulinarische Krone aufsetzt. An Fleisch denkt bei diesem Genuss niemand mehr. Ein Highlight auf der Speisekarte ist auch der Parmesanknödel in immer wieder neuen, köstlichen Variationen, mal mit Spinat, mal mit Trüffeln oder was sich die Kreativen sonst noch überlegen.
Eine ausgewählte Champagnerkarte und eine Weinkarte mit Tropfen aus europäischen und internationalen Anbaugebieten komplettieren das Angebot.