130 Jahre – „Oh, how funky!“
Bretz wird 130 Jahre alt – eine ganz schöne Hausnummer in der schnelllebigen Interieur-Branche. Die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden und dabei seiner Essenz treu zu bleiben, zeichnet das Gensinger
Familienunternehmen aus. Eine Geschichte von Herausforderungen und Lösungen, von Vergangenheit und Zukunft.
Die Anfänge:
Ein mutiger Schritt ins Unbekannte
Johann Bretz aus Gensingen traute sich was: Aus einer Bauernfamilie stammend, verließ er beruflich den Pfad der Familie und gründete 1895 eine Drahtmatratzenfabrik. Damit legte er den Grundstein für ein Unternehmen, das fünf Generationen überdauern würde. Sohn Alexander erweiterte die Produktion um Polstermöbel, dann zerstörte der Zweite Weltkrieg das Unternehmen. Mit unermüdlichem Willen baute die Familie das Werk wieder auf und machte Bretz zu einer international renommierten Marke. „Unser Unternehmen lebt davon, dass jede Generation mutigen Pioniergeist bewiesen hat“, sagt Norbert Bretz, der mit seiner Nichte Carolin Kutzera die Geschäftsführung innehat.
Die Metamorphose:
Auf Tatzen und Hufen nach oben
Den wohl radikalsten Wandel erlebte Bretz in den 1990er Jahren. Nachdem die Brüder Norbert und Hartmut die Geschäftsführung übernommen hatten, schlugen sie einen völlig neuen Kurs ein. Sie verabschiedeten sich vom angepassten Konzept à la Eiche rustikal und setzten auf fantasievolle, farbenfrohe Polstermöbel mit opulenten Formen. „Das war schon verrückt“, erinnert sich Norbert. „Aber wir bekamen die volle Rückendeckung von unserem Vater. Das gegenseitige Ermutigen liegt wohl in der Bretz-DNA.“ Der Durchbruch kam mit dem Wildcat-Sofa und
Zebra-Velours. „Dazu haben wir die passenden Tatzen und Hufe gießen lassen. Das hat damals niemand sonst gemacht.“ Mit dem Aufstieg zur Premium-Marke wurde Bretz zum Synonym für Eigensinn und Leidenschaft. Ein Einkäufer bei Harrods brachte es auf den Punkt: „Oh, how funky!“ Von da an war jedes Design die Einladung zu einer ganz persönlichen,
fantastischen Reise voller Abenteuer und Freiheit.
Bretz heute: Die fünfte Generation
Carolin Kutzera repräsentiert die nächste Generation und prägt nicht nur die Designvision, sondern auch die Markenstrategie. Formen werden runder und weicher. Gleichzeitig bieten die Möbel noch mehr Modularität, wodurch sie sich an unterschiedliche Räume anpassen. Durch Carolins Background im Modedesign und ihre Liebe zu Textil sowie Farben erhält der
Bezugsstoff eine höhere Priorität im Designprozess. Carolin schwärmt: „Der Bezug ist das Kleidungsstück des Sofas und definiert seinen Charakter. Unterschiedliche Haptiken sowie Farbwelten lösen unterschiedliche Emotionen und Assoziationen aus. Nicht nur eine offene Kommunikations- und Streitkultur gehört zum Modus Operandi des Unternehmens, sondern umso mehr auch Eigenverantwortung. Alle sollen sich motiviert fühlen, ihre Expertise und Ideen einzubringen. Da kann es in den Designmeetings schon mal „heiß hergehen“, sagt Carolin. „Fast bei jedem neuen Sofa stehen wir vor scheinbar unüberwindbaren Hürden, aber zusammen finden wir immer einen Weg.“
Die ungezähmte Kreation: Wildcat
Zum Jubiläum lässt Bretz den ikonischen Wildcat-Stoff in Form eines neuen Sessels aufleben. Mit seinen runden, organischen Formen und dem Leopardenmuster erinnert Balaao einerseits an den optimistischen, exzentrischen Spirit der Nullerjahre. Auf der anderen Seite lädt er dazu ein, sich dem Spiel und der Lebensfreude hinzugeben. Die halbrunde, komfortable Lehne hilft dabei, auch dann Haltung zu bewahren, wenn sich der Sessel verdammt schnell um die eigene Achse dreht.







