Achtung Festgeldfalle! Anlagestrategien in Zeiten gestiegener Zinsen
Vor welchen Herausforderungen stehen Anleger im Jahr 2024 und welche Investments scheinen aktuell besonders aussichtsreich? Darüber sprach die Redaktion von A la Carte mit Dennis Hummelmeier, Leiter Wealth Management Deutschland bei Berenberg. Ebenfalls Thema des Interviews: die besondere Verbindung von Berenberg mit der schönen Insel Sylt.
Herzlich willkommen, Herr Hummelmeier. Um einen Überblick zu bekommen, könnten Sie uns bitte die wichtigsten Ereignisse und Trends des Börsenjahres 2023 skizzieren?
Sehr gerne. Das Börsenjahr 2023 war von zahlreichen Überraschungen geprägt. Europa kam gut durch den Winter 2022/23, rutschte dafür im 2. Halbjahr in Richtung Rezession. Die China-Erholung nach Ende der Corona-Beschränkungen war nur kurz, und die US-Wirtschaft blieb trotz der Bankenkrise im Frühjahr sehr robust. Die Inflation ging zwar deutlich zurück, aber dank ausbleibender Rezessionen haben die Zentralbanken die Zinsen stärker angehoben als erwartet. Anleiherenditen schwankten stark. Europäische und US-Aktien, viele Anleihesegmente und Gold entwickelten sich letztlich aber positiv. Die Marktbreite war bei Aktien aber sehr gering, wenige große Aktien machten das Gros der Gesamtmarktentwicklung aus.
Können Sie uns näher erläutern, wie sich die Inflationsraten im bisherigen Jahresverlauf entwickelt haben und welche Rolle sie für die Finanzmärkte spielten?
Die Inflationsraten sind 2023 deutlich gesunken, lagen Anfang 2024 aber in vielen Ländern noch immer auf einem erhöhten Niveau. Der Rückgang der Inflation hat sich seit Jahresbeginn verlangsamt. Sie erweist sich besonders in den USA als hartnäckig und stieg jüngst sogar wieder an. In Deutschland betrug die Teuerungsrate im März 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, in den USA waren es 3,3 Prozent. Gleichzeitig ergeben sich angesichts der voraussichtlich länger höheren Zinsen und der 2024 wieder gestiegenen Anleiherenditen aber auch neue Möglichkeiten bei der Geldanlage.
Wie schaut es mit Festgeldanlagen aus?
Festgeldanlagen sind derzeit gefragt. Tatsächlich lassen sich damit nominal rund drei Prozent erzielen. Das erscheint nur auf den ersten Blick attraktiv: Die Marktteilnehmer erwarten von der EZB ab Juni Leitzinssenkungen und die EZB hat diese auch in Aussicht gestellt. Kurzfristige Festgeldanlagen werden in naher Zukunft nicht mehr zu den aktuell beworbenen Konditionen abgeschlossen werden können. Diesem Wiederanlagerisiko sollten sich Anleger bewusst sein. Eine mittelfristig höher zu erwartende Inflation durch Faktoren wie den demografischen Wandel, die Deglobalisierung und Dekarbonisierung verstärkt den Kaufkraftverlust ungemein. Anleger müssen wissen, dass Festgeldanlagen keine Möglichkeit einer früheren Entnahme bieten. Derzeit attraktive Festgeldsätze ergeben sich in Zukunft also als nicht zu unterschätzendes Risiko.
Welche Anlagemöglichkeiten sind aus Ihrer Sicht interessanter?
Bei der Anlage von Kapital, das aktuell nicht benötigt wird, lohnt sich ein Blick auf andere, höher verzinste Anlagemöglichkeiten. Länger laufende und vor allem liquidere Anlagen scheinen relativ gesehen daher attraktiver. Hierfür spricht der Renditeunterschied zwischen kurz- und langlaufenden Anleihen. Die Zinsstrukturkurve sollte sich bei sinkenden Zentralbankzinsen, gepaart mit mittelfristig höherer Inflation und einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung, wieder normalisieren. In der Folge würden Anleihen mit längeren Laufzeiten wieder höhere Renditen bieten als ihre kurzlaufenden Pendants oder Festgeld. Aktuell sind aus unserer Sicht Anleihen mit Laufzeiten von drei bis fünf Jahren sinnvoll. Dadurch sichert man sich das aktuell erhöhte Zinsniveau für längere Zeit und profitiert kurzfristig von deren Preisen bei Zinssenkungen durch die EZB.
Abschließend eine Frage, die nicht direkt mit den Finanzmärkten zu tun hat: Welche Verbindung hat Deutschlands älteste Privatbank Berenberg zur Insel Sylt?
Eine äußerst sportliche Verbindung! Wir freuen uns darauf, im August 2024 erneut das Berenberg German Polo Masters in Keitum-Siidik ausrichten zu dürfen. Seit über 20 Jahren ist der Polosport auf Sylt zu Hause. Im Jahr 1998 waren es einige Visionäre, die die ersten Chukker auf dem Spielfeld in Keitum ins Leben gerufen haben. In den darauffolgenden Jahren etablierten sich die Berenberg German Polo Masters als feste Größe, auf die wir uns am 4. August 2024 wieder besonders freuen. An diesem Tag erlebt Sylt den Glanz des Turniers, wenn sechs Teams mit 120 Pferden zusammenkommen. Dieses Event zählt zu den Höhepunkten auf Sylt und im europäischen Polosport, und wir sind stolz darauf, es ausrichten zu dürfen.
Darauf freuen wir uns schon jetzt! Vielen Dank für Ihre wertvollen Einblicke und Ihre Zeit!